Kinder und Erwachsene wachen jede Nacht von Natur aus mehrmals auf; das ist ganz normal. Jedes Mal, wenn wir aufwachen, überprüfen wir kurz unsere Umgebung und schlafen dann in der Regel schnell wieder ein.

Warum wachen wir nachts auf?

Dieses nächtliche Aufwachen folgt noch einem uralten Plan, der das Überleben in feindlicher Natur sicherte. Etwa alle zwei Stunden erwacht der Mensch für einen kurzen Moment, um die Sicherheit der Umgebung zu prüfen. Ist in diesem Moment etwas anders als beim Einschlafen, werden wir vollends wach. In der Regel aber sind diese Aufwachphasen so kurz, dass sich die meisten Menschen am Morgen nicht mehr daran erinnern können.

Mutter liest Kind eine Gute-Nacht-Geschichte vor.

Alleine einschlafen? Eine Frage der Gewohnheit

Für Autisten ist das Ein- und Durchschlafen meist sehr viel schwieriger als für Nicht-Autisten. Gleichwohl sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind alleine ohne Anwesenheit der Eltern einschlafen kann. Denn: Wenn Ihr Kind selbstständig einschlafen kann, wird ihm dies auch beim nächtlichen Erwachen gelingen. Es wird unbesorgt weiterschlafen – und ist am Morgen ausgeruhter. Davon profitiert die ganze Familie.

Umgekehrt gilt: Wenn Ihr Kind nicht alleine einschlafen kann und z. B. immer den Arm der Mutter braucht, wird es ihm auch schwerfallen, nachts ohne Ihre Hilfe wieder einzuschlafen. Hier hilft nur eine Veränderung der Einschlafsituation.

Wie bringe ich das meinem Kind bei?

Ebenso wie Ihr Kind sich daran gewöhnt hat, mit Ihrer Unterstützung einzuschlafen, kann es sich auch daran gewöhnen, alleine einzuschlafen. Gehen Sie schrittweise vor und lassen Sie sich für die Umstellung einige Wochen Zeit, damit das Sicherheitsbedürfnis Ihres Kindes gewahrt wird.

  • Wenn Sie sich z. B. normalerweise zu Ihrem Kind ins Bett legen, können Sie sich nun zunächst einige Abende lang auf das Bett und später auf einen Stuhl neben dem Bett setzen.

  • Im weiteren Verlauf können Sie den Stuhl immer weiter vom Bett weg stellen, bis er außerhalb des Zimmers und außerhalb des Blickfelds Ihres Kindes steht.

  • Reduzieren Sie in der Umstellungsphase auch die Aufmerksamkeit, die Sie Ihrem Kind schenken. Sprechen Sie z. B. weniger, reduzieren Sie Ihre Gesichtsmimik und halten Sie weniger Augenkontakt.

  • Wenn Sie das Zimmer verlassen haben und Ihr Kind unruhig und wach ist, können Sie nach einigen Minuten in das Zimmer zurückkehren, um nachzuschauen. Halten Sie den Besuch kurz – weniger als eine Minute – und begrenzen Sie Ihren sprachlichen und körperlichen Kontakt (z. B. auf eine kurze Umarmung). Sagen Sie freundlich, aber bestimmt: „Es ist jetzt Schlafenszeit. Es ist alles in Ordnung. Gute Nacht“ und verlassen Sie dann den Raum.

  • Falls Sie mehrmals in den Raum zurückkehren müssen, warten Sie jedes Mal ein bisschen länger und halten Sie den Besuch stets kurz. Sobald Ihr Kind alleine einschlafen kann, können Sie die gleiche Technik bei nächtlichem oder zu frühem Aufwachen am Morgen anwenden.

Ein Lern-Hilfsmittel: Schlafenszeit-Karte

Ein nützliches Hilfsmittel für ältere Kinder ist eine Schlafenszeit-Karte. Wenn Ihr Kind nachts aufwacht, kann es die Karte (oder einen ähnlichen Gegenstand, der dem gleichen Zweck dient) gegen eine kleine Aufmerksamkeit (z. B. eine nächtliche Umarmung, einen Gutenachtkuss oder ein Glas Wasser) eintauschen.
Wichtig ist dabei, dass Sie mit Ihrem Kind eine klare Absprache treffen. Die Karte:

  • darf nur ein Mal pro Nacht eingetauscht werden und

  • Ihr Kind muss sie nach jeder Nutzung zurückgeben.

Am nächsten Abend geben Sie Ihrem Kind die Karte dann wieder, sodass es sie erneut einlösen kann.

Belohnen Sie Ihr Kind für jede nicht eingelöste Karte

Jedes Kind erhält gerne Belohnungen. Honorieren Sie es, wenn Ihr Kind seine Schlafenszeit-Karte nicht einlöst und tauschen Sie die Karte gegen ein kleines Geschenk ein. Oder überlegen Sie sich ein geeignetes Belohnungssystem; z. B. könnte Ihr Kind einen Sticker für jede nicht eingelöste Karte erhalten. Wenn Ihr Kind eine bestimmte Anzahl an Stickern (z. B. fünf Stück) gesammelt hat, kann es diese dann eventuell gegen ein besonderes Geschenk eintauschen. Dafür eignen sich Kleinigkeiten aus Spielwaren- oder 1-Euro-Läden, aber auch gemeinsame Unternehmungen oder Ausflüge.

Eltern benötigen liebevolle Konsequenz

Die Umstellung auf selbstständiges Einschlafen klappt nicht immer reibungslos. Eltern benötigen eine große Portion liebevoller Konsequenz, wenn Sie Grenzen einhalten wollen. Gut ist es, wenn Ihr Kind ganz klar erkennt, was gefordert wird. Bei älteren Kindern mit Autismus kann es auch hilfreich sein, ihnen zu erklären, warum und wann sie schlafen sollen. Eine gute Schlafhygiene – also eine angenehme Umgebung und eine sinnvolle Abendroutine – helfen beim Einschlafen.

Zuletzt aktualisiert am 29.03.2023