Jedes Jahr am 2. April feiert die Welt den internationalen Welt-Autismus-Tag (World Autism Awareness Day). Begleitet von zahlreichen Aktionen und speziellen Events, bekommt das Thema Autismus an diesem Tag eine besondere Aufmerksamkeit. Das Motto des Jahres 2024 lautet: ‚Not invisible‘ bzw. ‚Nicht unsichtbar‘. Was hat es mit diesem Motto und dem Welt-Autismus-Tag auf sich?

Wie entstand der Welt-Autismus-Tag?

Es begann mit einer UN-Resolution: Im Januar 2008 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Resolution 62/139, mit der die Mitgliedsstaaten, die Zivilgesellschaft, Nicht-Regierungs-Organisationen und weitere Akteure und Akteurinnen aufgefordert wurden, jährlich am 2. April das Autismus-Spektrum in den Fokus zu rücken.1

Der Resolution vorausgegangen waren unter anderem die UN-Konventionen über Kinderrechte und die Rechte von Menschen mit Behinderung. Kindern mit Behinderung soll damit ein vollwertiges und menschenwürdiges Leben zugesichert werden, z. B. durch die Förderung ihrer Selbstständigkeit und die Erleichterung der Teilnahme an der Gemeinschaft – damit allen Kindern die gleichen Menschenrechte und Grundfreiheiten zuteilwerden.1

Warum ist ein spezieller Tag zu Autismus wichtig?

Als tiefgreifende Entwicklungsstörung kann Autismus das Leben der Betroffenen, der Angehörigen und der Betreuungspersonen sehr stark beeinflussen. Auch die Gesundheits- und Bildungssysteme weltweit stehen im Umgang mit Autismus vor besonderen Herausforderungen, unter anderem auch wegen der seit Jahren steigenden Zahl an Autismus-Diagnosen . Hinzu kommt, dass trotz intensiver wissenschaftlicher Forschung vieles rund um Autismus auch heute noch nicht ganz aufgeklärt ist.

Mit seinen zahlreichen Aktionen verfolgt der Welt-Autismus-Tag daher verschiedene wichtige Ziele, unter anderem:

  • Die Öffentlichkeit und Gesellschaft noch mehr für Autismus-Spektrum-Störungen zu sensibilisieren
  • Ungleichheiten und Vorurteile abzubauen und die Diskriminierung von Menschen mit Autismus zu beenden
  • Aufzuklären und mehr Wissen zu schaffen, z. B. damit Autismus bei Kindern so früh wie möglich diagnostiziert wird
  • Verantwortliche in der Politik, im Bildungs- und im Gesundheitswesen anzuregen, Autistinnen und Autisten gezielter zu fördern
  • Menschen mit Autismus, Angehörige und Interessierte besser zu vernetzen und Austausch zu ermöglichen
  • Die Forschung über Autismus-Spektrum-Störungen und die damit verbundenen Herausforderungen hervorzuheben

Welt-Autismus-Tag 2024: Not invisible – Nicht unsichtbar

Das Motto des diesjährigen Welt-Autismus-Tages rückt die Sichtbarkeit von Autismus in den Mittelpunkt: Autistinnen und Autisten sollen in unserer Gesellschaft nicht unsichtbar sein, sondern wahrgenommen werden, integriert sein und teilhaben können. Autismus Deutschland e. V., der Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus, bringt das Motto in seinem diesjährigen Statement zum Welt-Autismus-Tag auf den Punkt:

„Autismus wird oft als eine „nicht sichtbare Behinderung“ dargestellt. Diese „Nichtsichtbarkeit“ führt immer wieder zu Ausgrenzungen in der Gesellschaft: Eltern, die mit Blicken gestraft werden, weil ihr Kind soziale Regeln übergeht. Kinder und Jugendliche, denen ein „Nicht-Wollen“, unterstellt und übersehen wird, wenn es sich um ein „Nicht-Können“ handelt. Erwachsene Menschen, die sich um jeden Preis anpassen müssen, und dabei weit über die eigene Belastungsgrenze hinaus gehen.“

„Es liegt an unserer Gesellschaft, die Bedürfnisse von Autist:innen sichtbar zu machen und ihnen nachzugehen! Dabei geht es um Teilhabe und Barrierefreiheit, um die zu realisieren es ein empathisches Gegenüber benötigt. Es braucht kreative Wege und vor allem Menschen, die sich für die Bedürfnisse autistischer Menschen stark machen und sie sichtbar werden lassen! Erst damit lässt sich ein Austausch auf Augenhöhe und voneinander Lernen realisieren.“

Blau: die Farbe des Autismus?

Verschiedene Länder und Städte beteiligen sich mit der Aktion ‚Light it up blue’ am Welt-Autismus-Tag: Berühmte Gebäude werden in den Abendstunden des 2. April blau angestrahlt, um öffentlichkeitswirksam auf den Aktionstag aufmerksam zu machen – z. B. das Opernhaus in Sydney oder das Weiße Haus in Washington, D. C.

Die Initiative ist aber nicht unumstritten. ‚Light it up blue’ geht auf die US-amerikanische Organisation Autism Speaks zurück, die immer wieder für ihre negative Darstellung von Autismus kritisiert wird. Hinzu kommt, dass der blauen Farbe das Stereotyp vom männlichen Autisten zugrunde liegt. Verschiedene Studien deuten inzwischen aber darauf hin, dass Autismus bei Frauen häufiger vorkommt als früher angenommen.

Aktionen am Welt-Autismus-Tag 2024

Autismus Deutschland e. V. gibt auf seinen Seiten zum Welt-Autismus-Tag 2024 einen Überblick über Aktionen, die heute sowie in den kommenden Tagen und Wochen deutschlandweit stattfinden. Und auch bei den Vereinten Nationen gibt es heute ein besonderes Event: Autistinnen und Autisten aus der ganzen Welt geben unter anderem Einblicke darüber, ob und wie Menschen mit Autismus in ihren Regionen Wertschätzung erfahren und akzeptiert werden. Die Veranstaltung wird anschließend online verfügbar sein.