Ein einziger schlimmer Traum kann genügen – und die Nacht, die eigentlich erholsam sein sollte, ist ruiniert. Für die meisten Menschen bleiben Albträume eine seltene Ausnahme. Doch das beklemmende Gefühl, das sie hinterlassen, kennt fast jeder. Umso schwerer ist es, sich vorzustellen, wie belastend es ist, wenn solche Träume zur Regel werden. Besonders häufig betroffen von regelmäßigen Albträumen sind Kinder sowie Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen.¹, ² Für sie sind die nächtlichen Episoden weit mehr als bloße Schlafunterbrechungen – sie spiegeln oft tiefgreifende seelische Belastungen wider.

Auffällig oft leiden auch Menschen mit Autismus darunter. Studien zeigen: Autistische Kinder haben nicht nur häufiger Albträume als Gleichaltrige – ihre Träume sind oft auch intensiver, angsteinflößender, belastender. Der Grund liegt unter anderem in ihrer Art, die Welt zu erleben und zu verarbeiten. Albträume sind in solchen Fällen keine Zufallsprodukte des Schlafs – sondern Ausdruck innerer Prozesse.3

Aber was sind eigentlich Ursachen für Albträume? Und was kann helfen, wenn die Nacht zur Qual wird?

Wenn Träume Angst machen: Was steckt hinter Albträumen?Wenn Träume Angst machen: Was steckt hinter Albträumen?

Albträume sind intensive, emotional aufwühlende Träume, meist in der sogenannten REM-Schlafphase – also in dem Schlafstadium, in dem das Gehirn besonders aktiv ist. Menschen wachen oft plötzlich auf, erinnern sich genau an die beängstigenden Inhalte und verspüren intensive Gefühle wie Angst, Panik oder Hilflosigkeit. Die Grenze zum Wachzustand verschwimmt dabei häufig. Das Gefühl, verfolgt oder bedroht zu sein, bleibt oft noch lange nach dem Aufwachen spürbar.1, 4

Warum träumen wir schlecht? Ein Blick auf mögliche Ursachen

Albträume entstehen nicht aus dem Nichts. Ihre Auslöser sind ebenso vielfältig wie individuell – von psychischem Stress über neurologische Besonderheiten bis hin zu traumatischen Erfahrungen. Viele dieser Faktoren treten dabei kombiniert auf, was die Albträume weiter verstärken kann.

Zu den häufigsten Auslösern von Albträumen gehören:1

  • Psychische Belastungen: wie Stress, Angstzustände, überfordernde Alltagssituationen

  • Psychische Erkrankungen: etwa Depression, Angststörungen, Posttraumatische Belastungsstörung

  • Körperliche Einflüsse: Fieber, bestimmte Medikamente, hormonelle Umstellungen

  • Überreizung durch verstörende Medieninhalte: besonders bei Kindern

  • Neurologische Besonderheiten: wie sie z.  bei Autismus auftreten

  • Veränderungen im REM-Schlaf und Schwierigkeiten bei der emotionalen Verarbeitung

  • Gravierende Lebensereignisse: wie Umzüge, Verluste, neue Lebensphasen

  • Erlebte Traumata: etwa durch Unfälle, Gewalt oder Naturkatastrophen

Diese Ursachen zeigen: Albträume sind selten zufällig – und besonders gefährdet sind bestimmte Personengruppen. Aber wie häufig kommt das eigentlich vor?

Wie häufig sind Albträume – und wer ist besonders betroffen?

Im Kindergartenalter sind Albträume fast schon ein typisches Phänomen: Etwa jedes zweite Kind zwischen drei und sechs Jahren erlebt sie regelmäßig. Im Grundschulalter sinkt die Zahl auf rund 20%. Die Inhalte dieser Träume orientieren sich häufig an altersgerechten Themen und spiegeln typische kindliche Ängste wider: Monster, Geister oder bestimmte Tiere stehen dabei oft im Mittelpunkt.5 Bei Erwachsenen ist der Anteil geringer: Rund zwei bis acht Prozent berichten von wiederkehrenden Albträumen. Häufiger betroffen sind Menschen mit psychischen Belastungen.2

Exkurs: Warum Albträume bei Autismus häufiger und intensiver sind3

Autistische Kinder erleben Albträume besonders häufig – und anders. In Studien berichten sie vermehrt von Träumen, in denen sie selbst Opfer von Gewalt, Verletzung oder Tod sind. Anders als bei anderen Kindern stehen nicht Bezugspersonen im Zentrum des Schreckens, sondern sie selbst.

Die Gründe dafür sind komplex. Schwierigkeiten in der Emotionsverarbeitung, sensorische Überempfindlichkeit sowie Veränderungen in der REM-Schlafarchitektur führen dazu, dass Alltagserlebnisse stärker und länger nachwirken. Auch traumatische Reize, etwa aus der Umwelt, werden häufig nicht gut gefiltert.

Aber das heißt nicht, dass man nichts tun kann. Im Gegenteil: Frühzeitige Unterstützung– sei es durch Schlaftraining, achtsame Rituale oder gezielte Therapien – kann viel bewirken.

Autismus und Schlafstörungen – ein häufiges Zusammenspiel:

Schlafprobleme treten bei Autismus besonders häufig auf. Studien zeigen: Mehr als 80 % der Kinder im Autismus-Spektrum leiden unter Schlafstörungen.9 Das macht sie besonders anfällig für nächtliche Belastungen – auch in Form von Albträumen.

Wenn der Albtraum nicht allein kommt: andere nächtliche Phänomene

Nicht alles, was uns nachts aufschrecken lässt, ist ein Albtraum. Es gibt wichtige Unterschiede zu anderen Schlafstörungen:1

  • Nachtschrecken (Pavor nocturnus): treten im Tiefschlaf auf, Betroffene schreien, schlagen um sich, erinnern sich am Morgen aber nicht
  • Schlafparalyse: ein Zustand beim Aufwachen oder Einschlafen, in dem man sich nicht bewegen kann, oft begleitet von Panikgefühlen
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung: hier werden Träume körperlich ausagiert, z.  durch Schlagen oder Rufen – nicht zwingend mit Angst verbunden

Diese Unterschiede sind wichtig für die richtige Behandlung. Denn nicht jede nächtliche Episode braucht die gleiche Antwort.

Was Albträume mit uns machen: Folgen für den Alltag

Wiederkehrende Albträume können den Schlaf dauerhaft stören – und sowohl den Körper als auch die seelische Verfassung erheblich beeinträchtigen. Wer häufig nachts aufschreckt, fühlt sich am nächsten Tag oft müde, gereizt oder niedergeschlagen. Konzentration und Leistungsfähigkeit leiden, Kinder zeigen oft Ängste, Rückzug oder schulische Probleme.

Studien zeigen:1 Kinder mit wiederkehrenden Albträumen sind anfälliger für Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen. In solchen Fällen gerät oft auch das familiäre Umfeld unter Druck – vor allem, wenn es darum geht, gemeinsam wieder zu einem erholsamen Schlaf zu finden. Umso wichtiger ist ein verständnisvolles und stabiles Umfeld, das dabei helfen kann, nächtliche Ruhe und Sicherheit zurückzubringen.

Mutter beruhigt ihr Kind nach Albtraum: Was hilft gegen Albträume?

Was hilft gegen Albträume?

Die gute Nachricht: Es gibt wirksame Wege aus dem Albtraum – und sie kommen meist ganz ohne Medikamente aus. Besonders erfolgreich sind psychosoziale Behandlungsansätze, die auf die inneren Ursachen von Albträumen eingehen. Dazu gehört vor allem die kognitive Verhaltenstherapie (CBT). Sie hilft dabei, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern – und dadurch auch die Albträume weniger häufig und weniger belastend werden zu lassen.

Ein besonders wirksamer Ansatz innerhalb der Verhaltenstherapie ist die sogenannte Imagery Rehearsal Therapy (IRT). Dabei wird der belastende Traum im Wachzustand bewusst verändert: Die Betroffenen überlegen sich ein neues, positives Ende – und stellen sich diesen veränderten Traumablauf immer wieder vor. Studien zeigen: Diese Methode kann die emotionale Reaktion auf den Albtraum abschwächen und seine Wiederholung verhindern – vor allem bei Erwachsenen, aber auch bei Jugendlichen mit ausreichend Anleitung.

Für Kinder ist die Studienlage weniger eindeutig, doch auch hier gibt es vielversprechende Elemente. Entscheidend ist ein geschützter Rahmen: elterliche Begleitung, konsequente Schlafroutinen, kindgerechte Psychoedukation und das gemeinsame Gespräch über Träume. Wenn Kinder lernen, ihre Ängste zu benennen und zu verstehen, kann das helfen, die Kontrolle über das nächtliche Geschehen zurückzugewinnen. 1, 6

Tipp: Anlaufstellen zur Albtraumbehandlung finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e. V. (DGSM).

Mehrdimensional denken: Wenn Therapie mehr kann

Manche Menschen finden sich in klassischen Therapieformen schwer zurecht. Für sie bieten sich achtsamkeitsbasierte Ansätze wie MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) oder MBCT (Mindfulness-Based Cognitive Therapy) an.7 Sie helfen, den gegenwärtigen Moment bewusster wahrzunehmen und Gedanken sowie Gefühle nicht zu bewerten. Auch Familien- und Gruppentherapien bieten Raum zur Reflexion und Stärkung. Der Austausch mit anderen entlastet – gerade bei Kindern und Jugendlichen.

Blick nach vorn: neue Wege in der Albtraumbehandlung8

Die Forschung entwickelt sich weiter. Ein spannender Trend ist die Integration digitaler Technologien in die Therapie. Virtual-Reality-Umgebungen ermöglichen es Betroffenen, sich in einer sicheren, kontrollierten Umgebung mit den angstauslösenden Inhalten ihrer Albträume auseinanderzusetzen. Diese gezielte Exposition kann dabei helfen, die emotionale Reaktion abzuschwächen – ein Prozess, der als Desensibilisierung bekannt ist. Mobile Apps wiederum können Therapieübungen begleiten, helfen, Fortschritte zu dokumentieren, beruhigende Inhalte anbieten oder personalisierte Strategien für den Umgang mit Albträumen bereitstellen – besonders hilfreich für Menschen mit eingeschränktem Zugang zur klassischen Psychotherapie. Auch personalisierte Behandlungspläne mithilfe von KI werden diskutiert. Entscheidend bleibt: Je besser die Therapie zur Lebensrealität passt, desto eher wirkt sie nachhaltig.

Albträume entstigmatisieren: Reden hilft

Trotz ihrer Häufigkeit werden Albträume oft nicht als ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem wahrgenommen. Viele Betroffene schämen sich oder denken, sie müssten damit allein zurechtkommen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Wer offen über seine Erlebnisse spricht, kann Hilfe bekommen – und sich verstanden fühlen. Auch in der Therapie sollten Albträume gezielt thematisiert werden. Sie sind oft ein Spiegel tieferliegender Ängste – und ein wertvoller Hinweis darauf, was uns im Innern bewegt.

Hinschauen statt verdrängen

Ob bei Kindern, Erwachsenen oder Menschen mit Autismus – Albträume sind ernst zu nehmen. Sie sind Ausdruck seelischer Belastung und verdienen Verständnis, Aufmerksamkeit und gezielte Hilfe. Wer sich damit auseinandersetzt, kann nicht nur den Schlaf verbessern, sondern auch das emotionale Wohlbefinden stärken.

FAQ: Häufige Fragen zu Albträumen

Zum Abschluss beantworten wir einige häufig gestellte Fragen rund um das Thema Albträume – kompakt und verständlich:

In welchem Alter treten Albträume auf?

Albträume sind besonders häufig im Kindesalter – etwa zwischen drei und sechs Jahren. In dieser Phase erlebt jedes zweite Kind regelmäßig Albträume. Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit meist ab, kann aber bei Erwachsenen wieder zunehmen – insbesondere bei seelischer Belastung.

Was löst Albträume aus?

Albträume entstehen durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren: psychischer Stress, traumatische Erlebnisse, Krankheit, Medikamente oder belastende Alltagssituationen. Auch verstörende Medieninhalte können eine Rolle spielen.

Welche Krankheiten verursachen Albträume?

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) sind häufig mit Albträumen verbunden. Auch neurologische Besonderheiten, etwa bei Autismus, können eine Rolle spielen.

Haben Albträume etwas zu bedeuten?

Ja. Albträume spiegeln oft innere Konflikte, Ängste oder Belastungen wider. Sie können Hinweise auf unverarbeitete Gefühle oder traumatische Erfahrungen geben – und sind daher ernst zu nehmen.

Was hilft gegen starke Albträume?

Hilfreich sind psychotherapeutische Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie (CBT) oder Imagery Rehearsal Therapy (IRT), Achtsamkeitstechniken, stabile Schlafroutinen, elterliche Unterstützung bei Kindern und ein angstfreier Umgang mit dem Thema. Bei Bedarf sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

  1. Sahu N, Patil PS, – A, Longkumer I. Understanding and Treating Nightmares: A Comprehensive Review of Psychosocial Strategies for Adults and Children. Cureus. 2024 Sep 23;16(9):e70044. doi: 10.7759/cureus.70044. PMID: 39449955; PMCID: PMC11499308.
  2. Correlates and treatments of nightmares in adults. Hasler B, Germain A. Sleep Med Clin. 2009;4:507–517. doi: 10.1016/j.jsmc.2009.07.012.
  3. Mughal R, Wong SS, Dimitriou D, Halstead E. Nightmares in Children with Foetal Alcohol Spectrum Disorders, Autism Spectrum Disorders, and Their Typically Developing Peers. Clocks Sleep. 2021 Sep 16;3(3):465-481. doi: 10.3390/clockssleep3030033. PMID: 34563055; PMCID: PMC8482126.
  4. Dreaming and the brain: from phenomenology to neurophysiology. Nir Y, Tononi G. Trends Cogn Sci. 2010;14:88–100. doi: 10.1016/j.tics.2009.12.001.
  5. Nightmares in treatment-seeking youth: the role of cumulative trauma exposure. Secrist ME, John SG, Harper SL, Conners Edge NA, Sigel BA, Sievers C, Kramer T. J Child Adolesc Trauma. 2020;13:249–256. doi: 10.1007/s40653-019-00268-y.
  6. A systematic review of cognitive-behavioral treatment for nightmares: toward a well-established treatment. Lancee J, Spoormaker VI, Krakow B, van den Bout J. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2576316/ J Clin Sleep Med. 2008;4:475–480.
  7. Mindfulness-based interventions for anxiety and depression. Hofmann SG, Gómez AF. Psychiatr Clin North Am. 2017;40:739–749. doi: 10.1016/j.psc.2017.08.008.
  8. Digital health interventions for delivery of mental health care: systematic and comprehensive meta-review. Philippe TJ, Sikder N, Jackson A, Koblanski ME, Liow E, Pilarinos A, Vasarhelyi K. JMIR Ment Health. 2022;9:0. doi: 10.2196/35159.
  9. Ballester, P. et al.: Sleep in autism: A biomolecular approach to aetiology and treatment. Sleep Med. Rev. 2020;54. doi: 1016/j.smrv.2020.101357

Zuletzt aktualisiert am 13.06.2025